Unser Ziel ist es, die Kinder in ihrer seelischen, körperlichen und sozialen Entwicklung zu fördern und sie auf das Leben außerhalb des Gefängnisses vorzubereiten. Unsere Vision: Gestärkte Seele – starkes Kind.
Wie ist ein kenianisches Gefängnis aufgebaut?
Ein kenianisches Gefängnis ist in verschiedene Bereiche eingeteilt. In dem äußeren Bereich, der von einer Mauer oder einem hohen Zaun umgeben ist, leben die Gefängnisbediensteten mit ihren Familien. Dort gibt es für die Kinder der Bediensteten in der Regel eine Schule. In diesem Bereich gibt es außerdem Felder, die von den Gefangenen unter Aufsicht bestellt werden. Die Feldfrüchte tragen zur Versorgung der Gefängnisinsassen bei.
Innerhalb dieses äußeren Bereiches liegen die mit hohen Mauern umgebenen (Kern-)Gefängnisse: ein Gefängnis für Männer und ein Gefängnis für Frauen. Auf dem Gelände innerhalb dieser Gefängnisse liegen verschiedene Gebäude: solche für die Gefängnisverwaltung und deren Bedienstete, ein Gebäude, in dem sich die Küche befindet und natürlich auch die Schlafsäle der Gefangenen. Im Durchschnitt teilen sich bis zu 25-30 Frauen einen Schlafsaal. Im hinteren Bereich eines Schlafsaals gibt es einen kleinen Waschraum ohne Türen, auch den müssen sich die Frauen teilen. Im Frauengefängnis Nakuru leben Mütter und Kinder zurzeit mit anderen Gefangenen in den Schlafsälen. Gemeinsam mit der Gefängnisverwaltung möchte PrisonKids darauf hinarbeiten, einen Schlafsaal nur für Mütter und Kinder einzurichten. Ein solcher Schlafsaal würde den Kindern mehr Schutz und Sicherheit bieten.
Die PrisonKids-Kindertagestätte liegt nicht im Bereich des Kerngefängnisses, sondern im äußeren Gefängnisbereich. Das ermöglicht den Kindern ein (Er-)Leben außerhalb des Kerngefängnisses und eine soziale Interaktion mit Kindern der Bediensteten, deren Schule and die Kindertagesstätte angrenzt. PrisonKids setzt sich dafür ein, dass die Kinder der inhaftierten Mütter kein isoliertes Leben ohne fördernde Anreize führen müssen.
Welche Folgen das isolierte Leben für die Kinder hat, illustriert der folgende Artikel von Joyce Kimani anschaulich. Obwohl aus dem Jahr 2010, ist das Beschriebene immer noch traurige Realität. PrisonKids trägt dazu bei, das zu ändern. http://allafrica.com/stories/201009220116.html, 21.09.2010
Nairobi — They have not been outside the prison gates for as long as they can remember. They have never not known what monkeys looked like. Nor had they eaten chips, let alone sausage. Many Kenyans take freedom for granted, but not three-year-old Julius Mwai. For the first time in his life, while accompanied by 21 other children from Nakuru Prisons, he got a chance to tour Lake Nakuru National Park last weekend in a rare occasion organised by the Rift Valley Provincial Children's Department. At the park entrance, were the sculptures, but young Mwai kept asking why the "man" was standing transfixed.
Clung unto officers
He clung onto the officers, fearing that the "man" would hit him with the club that he held in his hand. The children who have never stepped out of the prison gates except when being taken to the law courts to hear their mothers' cases encountered various wild animals and explored a world they never knew existed. The joy of seeing flamingos, which after several attempts of pronouncing the name, had them settle for kukus (chicken) was unforgettable as Mwai started repeating a poem that his mother had taught him about Nakuru being the home of flamingos. The oldest in the group, he acted as the tour guide and often misled the children with his assumptions. The biggest animal they have seen was a cat and now they were seeing monkeys, which they named pussy kubwa (big cat). It did not help when one snatched biscuits from them and they all struggled to beat it up and protect their treasured snacks. Seeing buffalos were also a wonder to the children who kept asking who had left his cows to graze around unattended. White people at first, made the children scream that they were going to be stolen. To many, that was the first time they had ever seen a white. How they got the idea that white people steal children remains a mystery, as they kept this well to themselves. But as time went by, they got the courage and started waving at the tourists, and by the time they left the park, some had made friends.
Raised in prison, the only food they knew was ugali and sukuma wiki and an opportunity to eat chips and sausage was the crowning moment. Most of them admitted that they had never tasted a sausage.
"We thought we were the forgotten children. We are just normal children who want to enjoy our childhood," said little Beth Wanja, with all the appearance of an adult. Three-year-old Nelly Wangui, who wants to be a teacher when she grows up, was drawing everything she saw so that she could have something to show to her mum when she got back home. The youngest child in the group was one year old. The rare break came from Prisons Baby Day Out, a new initiative of Eunice Njunguna, a children's officer at the provincial children's department.
"The only home these children know is prison. They should have equal rights as any other child," said Ms Njuguna.
The children whose mothers sleep on the floor so they can sleep on the prisons bed, were for once free in the real world.
Warum verbüßen die Mütter eine Haftstrafe?
In vielen Fällen verbüßen die Mütter Haftstrafen, weil sie illegal Alkohol hergestellt haben. Der Verkauf des Alkohols soll eigentlich den Unterhalt der Kinder sicherstellen, da die Mütter oft keine andere Einnahmequelle haben. PrisonKids unterstützt die Gefängnisverwaltung darin, den Müttern eine Ausbildung zu ermöglichen, zum Beispiel als Näherin oder Köchin. Das ermöglicht den Müttern, sich nach der Entlassung aus dem Gefängnis legale Einnahmequellen sichern zu können. PrisonKids konzentriert sich darauf, die Mütter in Kinderpflege und frühkindlicher Förderung auszubilden. Für die Konzeption eines Ausbildungsplans und der offiziellen Anerkennung des Lehrgangs arbeitet PrisonKids mit der Universität Egerton zusammen. Unsere Projektmanagerin vor Ort, Dr. Rose Morara, ist Dozentin an der erziehungswissenschaftlichen Fakultät (Faculty of Education and Community Development Studies) in Egerton, Kenia.
Wir handeln nach dem Grundsatz: Helfen wir den Müttern, so helfen wir den Kindern.
Wie sieht der Tagesablauf der Kinder aus?
Viele Kinder sind schon als Säugling mit ihren Müttern ins Gefängnis gekommen – oder gar dort geboren. Ein anderes Zuhause kennen diese Kinder nicht.Obwohl sie keine Gefangenen sind, sind sie in ihrer Freiheit enorm eingeschränkt. Nur innerhalb des inneren Gefängniskomplexes können sich die Kinder zwischen den Gebäuden weitgehend frei bewegen. Der Tag beginnt für die Kinder gegen 6:00 Uhr, kurz bevor die Mütter zum Appell gerufen werden und endet gegen 18:00, wenn alle Gefangenen und auch die Kinder wieder in die Schlafsäle gehen müssen.
Tagsüber werden die Kinder von Yayas (Tagesmüttern) betreut. (Siehe unten).
Wer kümmert sich im Moment um die Kinder?
Während die Mütter arbeiten, werden die Kinder von sog. Yayas betreut. Yayas sind weibliche Gefangene, die sich aufgrund guter Führung hervorgetan haben oder noch in Mutterschutz sind. (Der Mutterschutz besteht bis zu drei Monate nach der Geburt eines Kindes.) Erfahrungsgemäß wechseln diese Betreuungspersonen häufig, so dass keine Bindung mit den Kindern und umgekehrt aufgebaut werden kann. Gemeinsam mit der Gefängnisbehörde wurde nun überlegt, die Betreuung der Kinder langfristiger anzulegen. Zu diesem Zweck soll PrisonKids sowohl geeignete Gefangene (z.B. solche mit Langstrafen und guter Führung) sowie Gefängnisbedienstete als Betreuerinnen schulen. Gegenstand der Schulungen sind u.a. Kinderpflege und-betreuung, frühkindliche Förderung sowie Förderung der Resilienz der Kinder.
Welche Nahrung bekommen die Kinder?
Die Kinder bekommen im Gefängnis zwar eine ausreichende Menge an Essen – aber leider ist die Ernährung sehr einseitig und einförmig – die Kinder bekommen das gleiche Essen wie die Erwachsenen: Zum Frühstück gibt es einen Brei aus Wasser und Maismehl (Ugali). Als Mittag- und Abendessen bekommen die Kinder entweder Reis, Kartoffeln oder wieder Ugali mit Sukuma Wiki, einem ostafrikanischen Grünkohl. Früchte und Eier bekommen die Kinder so gut wie nie, Milch nur sehr selten. Die Mangelernährung führt bei den Kindern zu häufigem Kranksein – Infektionskrankheiten sind an der Tagesordnung.
Wann verlassen die Kinder das Gefängnis?
Nach kenianischer Strafvollzugsordnung müssen die Kinder ab dem 4. Lebensjahr das Gefängnis und damit ihre Mütter verlassen. PrisonKids befasst sich daher auch mit der Reintegration der Kinder in die Herkunftsfamilie. Wir arbeiten eng mit Sozialarbeiter*innen im Gefängnis zusammen, die Kontakte zu den Herkunftsfamilien aufnehmen können. Wir sind außerdem Teil eins Netzwerkes von Organisationen und Institutionen, die sich für die Reintegration von entlassenen Strafgefangenen in die kenianische Gesellschaft engagieren. Der Fokus von PrisonKids liegt dabei in der frühkindlichen Förderung in der Kindertagesstätte, die die Kinder auf das Leben außerhalb des Gefängnisses vorbereiten soll – auch durch Kontaktaufbau mit der Herkunftsfamilie.
Die frühkindliche Förderung in der PrisonKids-Kindertagesstätte soll die Kinder auf das Leben außerhalb des Gefängnisses vorbereiten – auch durch Kontaktaufbau mit der Herkunftsfamilie.
Wie kann das Projekt verstetigt werden?
PrisonKids arbeitet in Abstimmung mit der obersten kenianischen Gefängnisbehörde (Kenya Prison Headquarters) in Nairobi. Von Seiten der Gefängnisbehörde besteht der Wunsch, dass PrisonKids seine Aktivitäten auf weitere Frauengefängnisse ausweitet. Ziel ist es, durch Anschubprojekte und Maßnahmen die Situation der im Gefängnis lebenden Kinder zu verbessern und diese Maßnahmen anschließend im Gefängnissystem institutionell zu verankern. Das PrisonKids Projekt in Nakuru ist dafür das Pilotprojekt.
Wer ist der direkte Partner von PrisonKids vor Ort in Nakuru?
Unser direkter Partner vor Ort ist die Seven Day Adventist Church in Egerton (SDAC), nah bei Nakuru. Die Frauengruppe der SDAC besucht das Frauengefängnis mindestens alle zwei Monate, um Kontakte zu pflegen und die Gefangenen mit notwendigen Dingen, wie z.B. Seife, zu versorgen. Diese Dinge werden an alle Gefangenen verteilt, also nicht nur an Mütter mit Kindern, um keinen sozialen Unfrieden zu stiften. Dr. Rose Morara ist unsere Projektmanagerin vor Ort, zu der wir über soziale Medien einen schnellen und unmittelbaren Draht haben. Rose ist beispielsweise für die Abstimmung mit der Gefängnisverwaltung vor Ort zuständig.
Woher weiß PrisonKids, was die Mütter für ihre Kinder wollen?
An der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln wurde im Fachbereich „Interkulturelle Kommunikation und Bildung“ von Joela Dukat eine Masterarbeit zum PrisonKids-Projekt erstellt. Besonderes Augenmerk lag auf der Beantwortung der Frage, was sich die gefangenen Mütter für ihre Kinder wünschen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen die Förderung der Kinder in der Kindertagestätte, deren Versorgung mit gutem Essen und Kleidung und ein eigener Schlafsaal nur für Mütter und Kinder.
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